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Schon in Presseberichten nach der Demonstration vom vergangenen Samstag war von „rechtsextremer Beteiligung“ die Rede. Mit diesem Beitrag möchten wir schlaglichtartig auf einige Figuren der extremen Rechten hinweisen, die die Frankfurter Corona-Leugner*innen-Demos der letzten beiden Wochen besuchten.
Die AfD auf den Demos
Auch die AfD war zumindest auf der Demonstration am 27.11.2021 präsent. Der am Wochenende zuvor beim Landesparteitag in Frankfurt-Zeilsheim gewählte Landesvorsitzende Andreas Lichert, inhaltlich der sogenannten „Neuen Rechten“ zuzuordnen, lief in der Demonstration mit und ließ es sich dabei nicht nehmen, ein Schild aus einem abgeschnittenen AfD-Wahlplakat zu tragen, auf dem sein eigenes Gesicht ist. Auch ein weiteres Schild in AfD-Optik, aber ohne AfD-Logo, war in der Demonstration in Licherts Nähe unterwegs.
Ein altes GEsicht: Manuel Mann
Bei der Demonstration am 20. November war der mittelhessische Neonazi Manuel Mann anwesend. Mann war 1999 im „Volkstreuen Komitee für gute Ratschläge aktiv“, in den Jahren 2003/2004 beim „Aktionsbündnis Mittelhessen“ (ABM), das in dieser Zeit mehrere Neonazi-Demonstrationen in Marburg und Gladenbach, sowie mehrere Rechtsrock-Konzerte in Kirtorf veranstaltete. 2009 kandidierte Mann bei den Bundestagswahlen für die NPD. Im Mai letzten Jahres war Mann bereits in Marburg bei Corona-Leugner*innen-Demonstrationen aufgefallen und griff eine Person an, die er der antifaschistischen Gegendemonstration zurechnete. Mehr Informationen über Manuel Mann finden sich bei der Kampagne „Stadt, Land Volk“.
Ein Transparent der Identitären?
Am vergangenen Samstag war ein Transparent mit der Aufschrift „Heimatschutz statt Mundschutz“ auf der Demonstration zu sehen. Skurrilerweise trug eine Person, die an der Aktion beteiligt war, allerdings selbst einen medizinischen Mundschutz (im obigen Bild links neben dem Banner). Es handelt sich um dasselbe Transparent, das bereits am 30.05.2020 in Frankfurt zu sehen war, damals in einer Gruppe um Felix Straubinger.
Eine insgesamt achtköpfige Gruppe brachte das Transparent mit auf die Demonstration und setzte sich zeitweise an deren Spitze. Nicht alle aus der Gruppe sind uns namentlich bekannt, wir freuen uns daher sehr über Hinweise!
NS-Symbolik und -Relativierung
Wie bereits bei vorangegangenen Demonstrationen der Corona-Leugner*innen setzt sich die Tendenz zu NS-relativierenden Schildern, Plakaten und Slogans weiterhin fort. So bezeichnete ein Teilnehmer auf seinem Schild die Corona-Impfung als „Zyklon C“, in offensichtlicher Anspielung auf das in den Konzentrationslagern des NS-Regimes verwendete Gift Zyklon B.
Diese Art der NS-Relativierung ist dabei nicht die einzige Art des Umgangs mit NS-Symbolik. Ein Teilnehmer trug am 27.11.2021 einen Sträflingsanzug als Kostüm mitsamt einer Armbinde, die an die Hakenkreuzarmbinden der Nazis angelehnt ist. Diese ist rot, und in einem weißen Kreis steht das Wort „Ungeimpft“. Die Aussage dieses Kokettierens mit NS-Symbolik: Die ungeimpften sind die neuen Nazis.
Die mobilisierte „Mitte“
Die hier vorgestellten Personen, die der extremen Rechten zugeordnet werden müssen, nehmen dabei aber keine organisierende Funktion ein. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass der Großteil der Teilnehmer*innen ein verschwörungsideologisches Weltbild teilt, in dem Antisemitismus eine zentrale Rolle spielt. In der Vergangenheit kamen antisemitische und NS-relativierende Reden oft gerade nicht von AfDlern, Neonazis oder Identitären, die sich den Demonstrationen der Corona-Leugner*innen angeschlossen hatten, sondern von zuvor unbekannten Menschen aus der vermeintlichen „Mitte“ der Gesellschaft. Aus antifaschistischer Perspektive gilt es darum, sowohl auf die Präsenz von Neonazis und anderen extremen Rechten hinzuweisen, als auch auf die Gefahr, die auch vom Gros der Demonstrationsteilnehmer*innen ausgeht. Das bedeutet auch, dass der Gegenprotest nicht nur auf der Skandalisierung der Anwesenheit „bekannter“ Neonazis aufbauen sollte. Stattdessen ist es notwendig, darüber zu reflektieren, warum deren Anwesenheit dafür sorgt, dass sich Gegenprotest organisiert, und die verschwörungsantisemitischen Demos ansonsten weitgehend ungestört laufen können.
Der Übergriff am 20. November und zahlreiche Angriffe bei früheren Demos zeigen, dass die Gewalt keineswegs von bekannten Nazis ausgehen muss. Ein rechtes Weltbild und die prinzipielle Bereitschaft, Gewalt einzusetzen, findet sich im Gegenteil auch bei anderen Teilnehmer*innen der Corona-Leugner*innen-Demos.