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Schweigen und Krawall: Kommende Mobilisierungen der Corona-Leugner*innen

Das Beitragsbild zeigt die Frankfurter Gruppe der Corona-Leugner*innen, die mit dem Bus zu den Protesten am 18.11. nach Berlin fährt. Die Firma „Kaden Reisen“ aus Plauen vermarktet die Reisen, der über Frankfurt fahrende Bus kommt wie bereits am 29.8. von der Firma „Markert Busreisen“ aus Bingen-Gaulsheim, deren Inhaber Thorsten Markert selbst die Pandemie leugnet. Markert stammt aus dem evangelikalen Milieu und ist Teil der pfingstlichen „Move Church / Christliches Zentrum Wiesbaden“.

Sturm auf die Hauptstadt

Für den 18. November ruft die rechtsoffene Mischszene aus Corona-Leugner*innen, Esoteriker*innen und Neonazis zum erneuten Sturm auf die Hauptstadt auf. Die Sprache wird dabei umso martialischer: So kursieren Aufrufe, sich zu bewaffnen, den Bundestag zu blockieren, das Regierungsviertel lahmzulegen, eine drohende Diktatur abzuwenden oder gar eine rechte Revolution anzuzetteln. Verschiedene extrem rechte Gruppierungen rufen ebenfalls dazu auf, nach Berlin zu kommen. Offensichtlich hat das Busunternehmen „Markert Busreisen“ aus Bingen auch keine Skrupel, Verschwörungsgläubige nach Berlin zu chauffieren.

Auch aus Frankfurt setzte sich am Dienstagabend ein Bus nach Berlin in Bewegung. An Bord sind etwa ein Dutzend Corona-Leugner*innen aus Frankfurt – das „Querdenken“-Orgateam ist diesmal nicht dabei. Was nicht bedeutet, dass letzteres sich von den zu erwartenden Ausschreitungen von Nazi-Hools abgeschreckt zeigt; stattdessen plant „Querdenken69“ fleißig an einem Autokorso als Ersatzveranstaltung für all jene, die nicht nach Berlin fahren können. Eine andere Kleingruppe von Frankfurter Pandemie-Leugner*innen ist da schon weiter: Sie mobilisiert für Mittwoch zwischen 10 und 12 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Römer. Gleichsam viel- wie nichtssagender Titel: „Human rights“.

Info-Bus jetzt auch in Frankfurt

Auf den letzten Metern der Corona-Info-Bus-Tour von dem verschwörungsideologischen Vorzeige-Arzt Bodo Schiffmann sowie Samuel Eckert soll nun am Donnerstag, dem 19. November, auch Frankfurt angesteuert werden. Für 19 Uhr ist der Stopp des Busses in Frankfurt angekündigt. Zuletzt lief es nicht gut für die Bus-Tour: Nachdem Mecklenburg-Vorpommern den beiden am 10. November die Enreise verweigert hatte, wurde Schiffmann auch am Dienstag, dem 17. November in Rosenheim von Zivilpolizisten zwischenzeitlich festgesetzt.

Die Tour soll nach sechs Wochen mit dieser Woche enden. Zuletzt waren die Haltepunkte des Busses durch Intervention der Behörden oder aufgrund von Gegenprotest immer häufiger an den Stadtrand der angefahrenen Orte verlegt worden. Frankfurt ist nun also am drittletzten Tag dran. Die Kundgebungen zum Bus-Stopp werden als „Versammlung für Frieden, Freiheit & wahre Demokratie“ angepriesen; tatsächlich versucht Eckert hier vor allem, seine Bücher zu kaufen, während Schiffmann wirre Thesen unter die Leute bringt. Auch „Querdenken69“ mobilisiert dazu, am Donnerstag zum Halt der Bus-Tour zu kommen.

Schweigemarsch am Sonntag

Mit dem bundesweiten Schweigemarsch mit dem skurrilen Titel „Wir müssen reden!“ findet am Sonntag, dem 22. November, erneut eine bundesweite dezentrale Mobilisierung ihre Entsprecung in Frankfurt. Bei „Schweigemärschen“ der Corona-Leugner*innen wird strikt geschwiegen; es werden keine Symbole, Fahnen oder Transparente gezeigt. Die skurrile Veranstaltung beginnt bundesweit um 11:59 Uhr („kurz vor zwölf“), der Treffpunkt für Frankfurt ist nun an der Weseler Werft, nachdem er zunächst für Schaumainkai Ecke Dürerstraße angekündigt worden war.

Nach dem Debakel

Die „Querdenken“-Demonstration am vergangenen Samstag konnte zum Misserfolg gemacht werden. Bereits davor hatten sich Verwerfungserscheinungen gezeigt: So wurde eine Person wegen abweichender Haltungen aus dem Orga-Team der Demo geworfen. Inzwischen werden ideologische Differenzen zwischen den aufrufenden Gruppen mitunter auch öffentlich ausgetragen. Auch die Aufrufe nach Berlin spalteten die Meinungen, nachdem einige Gruppierungen ihre Aufrufe wieder zurückzogen. Das hohe Konfliktpotential und die zu erwartenden Ausschreitungen schreckt auch viele „Querdenken“-Anhänger*innen bereits im Vorfeld von der Teilnahme ab. Ob dadurch die Hegemonie des „Querdenken“-Franchises gebrochen werden kann, bleibt jedoch abzuwarten.

Informationen zur weiteren Entwicklung sowie zu anstehenden Mobilisierungen nehmen wir wie immer gern entgegen.